Kahlschlag im Torfwald Sumatras Indonesiens Regenwald unter FeuerBerliner Zeitung, 02.11.2006 Monat für Monat wächst die Zahl der Waldbrände Menschen tragen Atemschutzmasken, zahlreiche Flüge werden wegen fehlender Sicht abgesagt, Autofahrer müssen auch am Tage das Licht anschalten. In den Regenwäldern Indonesiens verschmutzen tausende Feuer die Luft. Der Smog zieht auch über das Meer und belastet die Nachbarländer Singapur und Malaysia. In diesem Jahr sind die Waldbrände besonders katastrophal. Das haben Wissenschaftler um Florian Siegert vom Geo-Bio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität München bei der Auswertung von Satellitenbildern herausgefunden. Demnach gab es in diesem Jahr bis Mitte Oktober bereits 75 000 Feuer auf Sumatra und Kalimantan, dem indonesischen Teil der Insel Borneo. Die Flammen vernichteten mehr als fünf Millionen Hektar Regenwald, Busch- und Grasland. "Die meisten Brände werden gelegt, um Platz für Plantagen zu schaffen", sagt Siegert. "Oft geraten diese Brände dann außer Kontrolle, weil die Wälder durch illegalen Holzeinschlag ohnehin geschädigt sind." Besonders groß sind die Schäden in solchen Jahren, in denen das Klimaphänomen El Niño die Trockenzeit in Indonesien verlängert. So verwüsteten die Feuer zwischen Juli 1997 und April 1998 in Indonesien zehn Millionen Hektar Land. Auch 2006 ist ein El-Niño-Jahr. Und die Zahl der Feuer in Siegerts Aufzeichnungen steigt jeden Monat: Im Juli waren es 5 000, im August 20 000, im September 25 000, in der ersten Oktoberhälfte 24 000 Brände. Dramatisch sei, dass die Feuer auch viele Torfwälder vernichten. Ein Teil der Regenwälder wächst nämlich auf Torf, der sich in Jahrtausenden gebildet hat. Diese Schichten, die bis zu 18 Meter dick sein können, speichern große Mengen Kohlenstoff. Siegert zufolge tragen die Torfwaldbrände in Indonesien maßgeblich zum Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre bei. "Unsere Zahlen für 1997 zeigen, dass die Kohlendioxidmenge aus verbrannten Torfwäldern Indonesiens damals rund ein Viertel der globalen CO2-Emissionen ausmachte", sagt Siegert. 2006 betrage dieser Anteil bisher hochgerechnet 5 bis 15 Prozent. Diese Tragweite werde Siegert zufolge hierzulande nicht erkannt. "Es ist doch Wahnsinn, wenn in Deutschland Autos aus ökologischen Gründen mit Biodiesel betankt werden sollen, der auch von Plantagen im indonesischen Regenwald kommt", sagt Siegert. |